Museum und Friedenscampus statt Kernkraftwerk

13.07.21 –

Dienstag, 13. Juli 2021, Hofgeismarer Allgemeine / Lokales

ASL-Rundgang präsentiert spannende Projekte – Schaufensterausstellungen an vielen Orten Besser

 

Kassel – Nächstes Jahr wird im Zuge der Klimawende das letzte verbliebene Kernkraftwerk (KKW) in Deutschland abgeschaltet. Doch was wird nun aus den Werken? Die Regierung hat mit den Betreibern vereinbart, diese Zeugnisse des Atomzeitalters „auf die grüne Wiese“ zurückzubauen. Das ist nicht unumstritten. Ebenso wenig, wie der Plan, das schon länger stillgelegte Kernkraftwerk Würgassen bei Kassel zu einem Zwischenlager für radioaktive Abfälle umzufunktionieren.

Studierende der Universität Kassel haben sich in diese Diskussion um die Kernkraftwerke mit Semesterarbeiten eingeschaltet: Die Ausstellung „Nach der Kernkraft. Konversion des Atomzeitalters“ im Foyer des ASL-Gebäudes ist das „Flaggschiff“ des Rundgangs des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung, der heute um 19 Uhr digital eröffnet wird. Bis 15. Juli können sich Interessierte über die Projekte von Bachelor- und Masterstudierenden sowohl im Internet auf der digitalen Ausstellungsplattform „R:EIN“ als auch bei Schaufensterausstellungen an vielen Orten der Stadt und dem Uni-Campus informieren.

Die Uni Kassel hat dafür unter anderem die verwaisten Pavillons an der Kurt-Schumacher-Straße angemietet. Er freue sich, dass man nach über einem Jahr der Corona-Pandemie nun wieder mehr analoge Formate präsentieren könne, sagt Paul Giercke, Gastprofessor für Landschaftsästhetik, und Leiter des studentischen Organisationsteams.

Analog kann man die Entwürfe von Studierenden zur Zukunft der Kernkraftwerke besichtigen. Acht Projektgruppen haben eine „Inventur“ der Standorte der KKW gemacht und Ideen für eine Weiternutzung statt eines Rückbaus entwickelt, allerdings nicht für Würgassen. Immer mehr Architekten sprächen sich für diesen Weg aus, sagt Marco Link, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Städtebau. Prof. Stefan Rettich hat die Projekte in Kooperation mit zwei Kollegen initiiert. Nur drei Prozent der Baumasse von KKWs seien radioaktiv verseucht – zu schade also zum Rückbauen. Vor allem das Atomkraftwerk Brokdorf sei mit seiner langen Geschichte von Protesten von Atomkraftgegnern ein historisches Symbol, „ein Stück Kulturgut“, sagt Janke Rentrop, die ihr Masterstudium beendet hat. Sie hat mit ihrer Gruppe mit Akteuren und Bürgern gesprochen und in ihrem Entwurf Brokdorf zum Museum umfunktioniert. Andere Gruppen wollen Biblis zu einem Naturerlebnisort machen, Krümmel zu einem Friedenscampus umbauen und Brunsbüttel an der Elbe zu einem Umschlagplatz für Schiffe.

Auch Kassel steht bei einer Reihe von Projekten im Fokus: „SolarArchitecture21“ zeigt auf, wie man die Hüllen der Gebäude auf dem Uni-Campus durch integrierte Fotovoltaik zu Energielieferanten umfunktionieren könnte. Die Entwürfe werden im Schaufenster von Uni-Buch an der Gottschalkstraße und im Internet zu sehen sein. Eine andere Projektgruppe will durch eine spezielle Überdachung die vielfach sanierungsbedürftigen Mietshäuser der Wohnstadt Waldau energieeffizienter machen. Die Autobelastung auf der Unteren Königsstraße und der Kurt-Schumacher-Straße und die Stärkung des Kasseler Umlands sind weitere Themen der Ausstellung. pdi

Service: Infos zu allen Projekten, Diskussionen und Vorträgen sowie eine Karte der Standorte gibt es auf r-ein.de und uni-kassel.de/fb06

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