03.02.2022 Bis zu 241 Meter hohe Windräder – Umstrittener Windpark im Reinhardswald genehmigt

03.02.22 –

Es ist die bisher größte und gleichzeitig umstrittenste Windkraftanlage in Hessen: Im Reinhardswald sollen 18 Windräder gebaut werden. Naturschützer und Anwohner kämpften jahrelang dagegen. Für Umweltministerin Petra Hinz (Grüne) ist der Windpark alternativlos.

Das Regierungspräsidium Kassel hat sein Ok gegeben und das bisher größte Windkraftanlagen-Projekt in Hessen genehmigt. Im nordhessischen Reinhardswald bei Bad Karlshafen und Trendelburg-Gottsbüren dürfen insgesamt 18 bis zu 241 hohe Windräder errichtet werden, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte.

Mit Rotorblättern von 150 Metern Durchmesser sollen sie rund 300.000 Megawattstunden Energie im Jahr produzieren. Rein rechnerisch könnten damit bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Jahr rund 75.000 Haushalte mit Strom versorgt werden.

Der Energieversorger EAM hatte bereits im August 2020 einen Antrag beim Dezernat für Immission und Strahlenschutz des Regierungspräsidiums Kassel eingereicht. Dem Genehmigungsverfahren „ging ein umfangreiches, hochkomplexes Verfahren voraus“, teilte das Regierungspräsidium mit. Mehr als 30 Behörden und Stellen seien daran beteiligt gewesen, um den Immissionsschutz, die Auswirkungen auf Natur- und Artenschutz sowie den Wasser- und Denkmalschutz zu prüfen.

Wie der Windpark-Betreiber – die Energiegenossenschaft Reinhardswald bestehend aus der EAM, vier Kommunen sowie die Städtischen Werke Kassel und die Stadtwerke Eschwege – dem „Hessischen Rundfunk“ sagte, sollen nach dem Erhalt der Genehmigung schon vorbereitende Bauarbeiten für das 142 Millionen Euro teure Projekt beginnen. Die Bauzeit betrage etwa zwei Jahre.

250 Buchen und mehrere Fichten – „äußerst geringe“ Anzahl an Bäumen muss gefällt werden

Der Windpark soll auf einer Fläche von rund sieben Kilometern im nördlichen Reinhardswald errichtet werden – mit ausreichend Abstand zu den „touristisch wertvollen Bereichen um den Urwald oder den Tierpark Sababurg“, wie der Betreiber dem „Hessischen Rundfunk“ mitteilte. Für die Windräder müssten laut der Energiegenossenschaft Reinhardswald mit rund 250 Buchen und mehreren Fichten eine „äußerst geringe“ Anzahl an Bäumen gefällt werden. Durch Stürme, Dürresommer und den Borkenkäfer sei bereits ein Großteil der benötigten Fläche baumfrei.

Laut der hessischen Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) ist der Windpark alternativlos. Daher habe sie die Weichen für das Projekt gestellt, wie sie zur „Bild“-Zeitung sagte: „Die Windenergie leistet für die Energiewende und damit für den Erhalt der Natur einen entscheidenden Beitrag (...) Ohne diese konsequente und engagierte Klimapolitik wird es bald gar keinen Wald mehr geben.“

Bedrohung für den Lebensraum und Tourismus

Von Anwohnern und Naturschützern hatte es immer wieder Widerstand gegen den geplanten Park gegeben. Sie befürchten, dass die Windräder den Lebensraum der im Reinhardswald lebenden Tiere bedrohe. Zudem könnte er dem Tourismus schaden.

Bernhard Klug von der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“ sagte zum hessischen Radiosender FFH: „Der Reinhardswald blutet.“ Man behalte sich rechtliche Schritte vor. Auch die Initiative „Pro Reinhardswald“ kündigte an, gegen die Genehmigung des Windparks Klage einzureichen. Laut Regierungspräsidium waren 690 Einsprüche gegen das Vorhaben erhoben worden.

Der Reinhardswald ist mit 20.000 Hektar das größte zusammenhängende Waldgebiet in Hessen. Das Mittelgebirge ist Heimat für u.a. weißes Rotwild, seltene sowie geschützte Käfer- und Fledermausarten, Schwarzstörche und Wildkatzen, Wölfe und Luchse, Wildpferde und Wisente. Bis zu 600 Jahre alte Eichen und Buchen stehen in dem sogenannten „Märchenwald“, der die Brüder Grimm zu einigen ihrer bekannten Märchen inspirierte.

www.welt.de/politik/deutschland/article236655625/Hessen-Umstrittener-Windpark-mit-18-Windraedern-im-Reinhardswald-genehmigt.html

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