HNA 26.06.2021 - 1. Juli Neustart für Wesertherme

26.06.21 –

Größtes Bad im Kreisteil soll am 1. Juli wieder öffnen

VON MATTHIAS MÜLLER (HNA Hofgeismar)

 

Bad Karlshafen – Nach acht Monaten Zwangspause soll die Wesertherme in Bad Karlshafen nächste Woche wieder öffnen. Der Neustart
ist für Donnerstag, 1. Juli, geplant – mit Auflagen wie Testpflicht und Maskenpflicht in bestimmten Bereichen.
Damit wird ein wichtiger Baustein für den Tourismus in der Barockstadt wieder zugänglich.

Seit dem 2. November ist die Therme, die in normalen Jahren 250 000 Besucher zählt, geschlossen. Die Pandemie hat sich gravierend auf die Besucherzahlen ausgewirkt. 2020 war die Therme coronabedingt insgesamt 5,5 Monate dicht. So wurden nur noch 116 000 Bade- und Saunagäste verzeichnet, ein Rückgang von 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Prognosen zu den Besucherzahlen für das laufende Jahr gebe es nicht, heißt es von der zuständigen Bad Karlshafen GmbH auf Anfrage unserer Zeitung. Ohne einen einzigen Öffnungstag bisher in diesem Jahr liegt der aktuelle Verlust bei den Besucherzahlen bei 100 Prozent. Wie groß die Nachfrage nach der Öffnung sein werde, sei nicht abschätzbar. Ebenso wenig, ob die Wesertherme nach dem Neustart in der nächsten Woche dieses Jahr überhaupt voll geöffnet bleiben könne, sagen die Bad Karlshafener Touristiker mit Blick auf die Delta-Variante des
Coronavirus.
Nun schaut man aber erst einmal auf den 1. Juli. In der Therme laufen die Vorbereitungen momentan auf Hochtouren, teilen die Betreiber weiter mit. Reinigungsarbeiten werden ausgeführt, Bestellungen getätigt, die Gastronomie bereitet sich vor. Neben der Therme läuft der Tourismus in der Stadt mit der Lockerung der Corona-Regeln wieder an. Objektive Vergleichszahlen lägen nach der Kürze der Wiederöffnung von Hotels und Gastronomie noch nicht vor. Der subjektive Eindruck sei, dass die Menschen zunächst verhalten, langsam aber wieder vermehrt unterwegs sind.
Auch von einem neuen Gesetzesbeschluss, der den Zugang zu ambulanten Badekuren erleichtert, verspreche man sich künftig eine Steigerung der Gästezahlen in diesem Bereich, sagt Rainer Kowald, Geschäftsführer der Bad Karlshafen GmbH.

ArchivFoto: Gerd Henke (HNA)

Gesetz könnte mehr Gäste bringen

FRAGEN UND ANTWORTEN - So kommt Bad Karlshafen durch die Coronakrise

VON MATTHIAS MÜLLER

Am Gradierwerk in Bad Karlshafen, 30 Meter lang und acht Meter hoch, können Gäste salzhaltige Luft einatmen. Der 3600-Einwohner-Stadt wurde der Titel „Bad“ im Jahr 1977 verliehen.

Foto: Bad Karlshafen GmbH / nh
Bad Karlshafen – Die Corona-Pandemie stellt auch Kurbäder vor Herausforderungen, da ist Bad Karlshafen keine Ausnahme. Wie sich die Stadt in der Krise bislang schlägt und warum eine Gesetzesänderung Hoffnung auf einen positiven Effekt auf die Kurgastzahlen macht, fassen wir hier in Fragen und Antworten zusammen.
Wie viele Kurgäste haben Bad Karlshafen im vergangenen Jahr besucht – mit wie vielen Übernachtungen?
Im ersten Coronajahr 2020 hat es 25 659 kurtaxpflichtige Ankünfte insgesamt gegeben, teilt die „Bad Karlshafen GmbH – Gesellschaft für Standort und Marketing“ mit. Es gab dabei insgesamt 106 715 kurtaxpflichtige Übernachtungen. Zum Vergleich: Das waren 32,2 Prozent Ankünfte weniger als im Jahr 2019 unter normalen Bedingungen.
Bei den Übernachtungen betrug der Rückgang 29,3 Prozent.

Wie sieht es aktuell mit dem Tourismus in Bad Karlshafen aus?

„Eine Einschätzung für das laufende Jahr kann derzeit noch nicht vorgenommen werden“, teilt die Bad Karlshafen GmbH weiter mit.
Die Betriebe dürften erst seit dem 27. Mai wieder touristische Beherbergungen durchführen, sodass derzeit noch keine Vergleichszahlen
vorlägen. Rein subjektiv habe man den Eindruck, dass die Menschen zunächst verhalten, langsam aber wieder vermehrt unterwegs
seien. „Vor allem individuelles Reisen liegt, wie bereits in 2020, im Trend, wie beispielsweise Wandern, Radfahren, Camping.“

Worum geht es bei dem Gesetz, von dem sich Badeorte – auch Bad Karlshafen – einen Impuls erhoffen?

Mit dem vom Bundestag beschlossenen Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung würden die ambulanten und stationären
Vorsorgeleistungen von einer Kann- zu einer Pflichtleistung der Krankenkassen, teilt die Bad Karlshafen GmbH mit. „Damit haben
die Bürgerinnen und Bürger einen direkten Zugang zu einem dreiwöchigen Aufenthalt in einem anerkannten Kurort.“ Als „herausragende Chance“ bezeichnet der Vorsitzende des Hessischen Heilbäderverbandes,
Bad Zwestens (Schwalm-Eder-Kreis) Bürgermeister Michael Köhler, das neue Gesetz (siehe Hintergrund) „Wir haben in den letzten Jahrzehnten sehr engagiert darum gekämpft, dass die
kurörtlichen Strukturen erhalten bleiben. Jetzt können sie endlich wieder ihre volle Wirkkraft entfalten und zur Wirtschaftlichkeit der prädikatisierten Orte beitragen.“

Welche Vorteile bringt das für Krankenversicherte?

Es würden besonders die Bürger profitieren, die „in einer veränderten Welt immer mehr gefordert – und auch überfordert – werden“,sagt die Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbandes, Almut Boller. Mit dem dreiwöchigen Aufenthalt in einem Heilbad oder Kurort würden die Menschen aus dem häuslichen Umfeld herausgelöst, um ihrer persönlichen Ausrichtung Perspektiven zu geben. Den Rahmen dafür würden Heilbäder und Kurorte bieten.

Und was könnte es für Bad Karlshafen bedeuten?

Auch Bad Karlshafen sei Mitglied der hessischen Bäderfamilie, man sehe in der veränderten Rechtsgrundlage Chancen für Hessens nördlichste Kurstadt, teilt die Bad Karlshafen GmbH mit. „Wir haben auch in den vergangenen Jahren immer wieder Gäste zu ambulanten Badekuren in Bad Karlshafen begrüßen dürfen“, sagt Geschäftsführer Rainer Kowald. „Nun denken wir, dass sich die Zahl derer, die
bei uns Erholung suchen, in den kommenden Jahren steigern wird.“
Die heilkräftige Bad Karlshafener Sole sei vielfältig einsetzbar und verschaffe Linderung unter anderem bei Atemwegs-, Gelenk- oder Hauterkrankungen.

Wie ist generell der Anteil der „ambulanten“ Kurgäste in Bad Karlshafen.

Das kann man nicht genau beziffern. Seit der Gesundheitsreform
1996 würden diese Zahlen nicht mehr gesondert erfasst, erklären die Bad Karlshafener Touristiker.

Gibt es Zahlenschätzungen, wie viele Gäste man durch das Gesetz neu gewinnen kann?

Nein. Wie sich das Ganze niederschlagen wird, ist jetzt noch nicht zu beziffern. Generell gilt: Nicht nur die Kurbetriebe selbst könnten von
den Auswirkungen profitieren. Bad Karlshafen erwartet eine steigende Nachfrage nach ambulanten Badekuren (Vorsorgeleistungen), da es künftig wieder leichter für Versicherte werde, eine solche von der Krankenkasse bewilligt zu bekommen, heißt es von der GmbH. Wer ambulant vor Ort sei, müsse auch beherbergt werden, sodass bei Ferienwohnungen, Hotels/Pensionen und Campingplatz bestenfalls
eine größere Nachfrage bestehen werde. Die Vorsorgeleistung werde die üblichen 21 Tage umfassen, in denen Gäste natürlich auch vor Ort Essen gehen, die Therme besuchen, einkaufen und Ähnliches.
„All dies wird wirtschaftliche Auswirkungen auf den Ort haben.“
 

 

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